Das Berufsbild

Hundephysiotherapie / Hundekrankengymnastik ist nicht nur ein Beruf, sondern als eine Berufung anzusehen. Neben der Kompetenz in der Hundeanatomie, Physiologie und Krankheitslehre, stehen die korrekt und verantwortungsbewusst ausgeführten hundephysiotherapeutischen Methoden im Vordergrund. Aber nicht nur das. Ein angehender und tätiger Hundephysiotherapeut muss umfangreiche Kenntnisse im Bereich Umgang mit dem Hund, Ausdrucksverhalten und Rassekunde besitzen. Nur so ist er in der Lage, einen Vierbeiner erfolgreich zu behandeln.

Der Hundephysiotherapeut darf keine Berührungsängste haben, er muss gerne mit seinen Händen arbeiten, da diese sein eigentliches Handwerkszeug darstellen. Der kranke Hund steht in der Physiotherapie im Mittelpunkt. Dennoch muss der Therapeut auch zu dem Hundehalter ein Vertrauensverhältnis aufbauen, ohne dieses ein Therapieerfolg kaum möglich ist.

Verantwortungsbewusstsein für das Lebewesen, Geduld, Einfühlungsvermögen, Kompetenz und die Bereitschaft sich weiterzubilden, kennzeichnen einen guten Therapeuten.

Anwendungsgebiete, Therapieziele, Möglichkeiten
Grundsätzlich ist die Physiotherapie bei allen Erkrankungen der Knochen, Nerven und Muskeln einsetzbar und Erfolg versprechend. Ausschließlich äußere, manuelle Anwendungen werden durchgeführt. Es werden keine Medikamente verabreicht oder die Hautoberfläche durch Spritzen durchbrochen. Ein Hundephysiotherapeut erstellt keine Diagnosen, sondern arbeitet erst nach erfolgter tierärztlicher Untersuchung. Die Hundephysiotherapie sollte eine tierärztliche Behandlung niemals ersetzen, sondern immer eine begleitende Therapieform darstellen.

Überblick: Anwendungsbereiche der Hundekrankengymnastik
   • Skeletterkrankungen (wie z.B. Hüftgelenksdysplasie, Ellenbogenerkrankungen, Wirbelsäulenerkrankungen)
   • degenerative Erkrankungen/Verschleißerkrankungen (Arthrose)
   • ältere und alte Hunde mit altersentsprechenden Gebrechen
   • Nervenerkrankungen/Lähmungen (z.B. Bandscheibenvorfall)
   • vor Operationen (z.B. Patellaluxation)
   • nach Operationen (z.B. Kreuzbandriss) zur Rehabilitation, Schmerzlinderung, Muskelaufbau + zur allgem. Wiederherstellung.
   • Muskelerkrankungen (z.B. Hartspann)
   • Ödeme
   • Wundheilungsstörungen
   • therapeutisches Muskelaufbautraining von Sport-, Dienst- und Gebrauchshunden
   • Wellness in Form von klassischer Massage und anderen entspannenden Techniken

Der Hauptschwerpunkt der Therapie ist die Schmerzlinderung. Die Schmerzlinderung, im besten Falle die Schmerzfreiheit, ist für unseren Vierbeiner ein unheimlich wichtiges Kriterium in Bezug auf die Lebensqualität. Es kann aber sein, das die hundekrankengymnastische Therapie dahingehend nicht ausreichend ist. In diesem Fall sollte der Hundebesitzer zusätzlich eine schulmedizinische Schmerztherapie durchführen. Weiterhin sind der Muskelaufbau, der Erhalt und das Wiedererlangen der Gelenkbeweglichkeit und das Bewusstmachen von Bewegung, Schwerpunkte der Therapie.

Auch kann eine gute Vorarbeit für Operationen geleistet werden und auch zur Heilungsförderung und Rehabilitation ist die Krankengymnastik sehr gut einsetzbar. Weiterhin gibt der Hundephysiotherapeut dem Hundehalter Tipps, um den Hund auf längere Sicht gesund zu bekommen und zu erhalten.

Der Hundephysiotherapeut arbeitet überwiegend mit seinen Händen. Die eigentliche Physiotherapie besteht aus manuellen Therapien wie Massage, passiver Krankengymnastik, Lymphdrainage, Atemtherapie, verschiedenen Mobilisationstechniken, Behandlung auf neurophysiologischen Grundlagen, Reflexzonentherapie und Techniken zum Aufbau der Muskulatur. Hinzu kommen dann nach Bedarf diverse Geräte, wie Elektrotherapie und Reizstromtherapie zur Schmerzlinderung oder Nervenreizung, Magnetfeldtherapie, therapeutischer Ultraschall, Wärme- und Kälteanwendungen und die Gerätetherapie (Schaukelbrett, Trampolin, Laufband, Therapiekreisel, Übungsparcours, Therapiematte, etc.) zum Muskelaufbau und zur Schulung von Koordination und Gleichgewicht.

Die Wassertherapie ist ein weiterer Aspekt. Das Unterwasserlaufband und Bewegungsbad zum Muskelaufbau, zur aktiven Mobilisation und Gangschulung. Daneben kommen noch das Stangerbad (Elektrotherapie im Wasser, vorrangig bei gelähmten Tieren) und die Unterwassermassage zum Einsatz.

Therapieablauf
Nach einer tierärztlichen Diagnose und einem ausführlichem Erstgespräch (Befundaufnahme) wird ein Behandlungsplan erstellt. Die Gestaltung der Therapie ist dann abhängig von der Erkrankung des Hundes, den Beschwerden, dem körperlichen Zustand und des Alters. Mit der Durchführung der bestmöglichen Therapie, erwarten wir - im Sinne des Hundes - ein optimales Ergebnis. Der Behandlungsumfang sollte bei mindestens 6 und 10 Behandlungseinheiten liegen. Denn nur durch eine mehrmalige Therapie ist ein gutes Behandlungsergebnis zu erwarten.

Fazit
Die Hundephysiotherapie ist ein ausfüllendes Tätigkeitsfeld für Menschen, die ihre Liebe zum Hund mit medizinisch – physiotherapeutischem Wissen kombinieren möchten. Vielen Hunden kann mit der Physiotherapie geholfen werden. Es ist kein Allheilmittel, aber von welcher Therapiemethode kann man dies schon behaupten? Jeder Besitzer von einem kranken Vierbeiner hat aber mit der Physiotherapie die Möglichkeit, seinem Hund zu helfen und Beschwerden zu lindern. Dies sollte man seinem anvertrauten Tier nicht vorenthalten.

Quelle:
© Katrin Vosswinkel
1. Deutsche Ausbildungsstätte für Hundephysiotherapie
Im Winkel 61, 32278 Kirchlengern